Episode 62

[Das letzte Mal bei Hand aufs Herz]

Sebastians Brief: Liebe Miriam ich hab begriffen dass du nicht nur eine tolle Frau bist sondern auch eine Mutter.

Miriams Brief: Lieber Sebastian, ich will oder wollte dich niemals verletzen. Vielleicht kannst du mich `n bisschen verstehen.

Sebastians Brief: Genau deshalb wird ich dich ab jetzt in Ruhe lassen. Sebastian.

Sebastian und Miriam küssen sich auf der Straße.

 

[Intro]

 

[In Sebastians Wohnung]

[Miriam und Sebastian liegen nackt und freudestrahlend im Bett]

 

Sebastian: Und?

 

Miriam: Und wie war ich?

 

Sebastian: Quatsch. Nein, wie fühlst du dich? Alles ok?

 

Miriam: Ja, alles ok.

 

Sebastian: Wirklich?

 

Miriam: Jaa, wirklich.

 

Sebastian: Schön. Ah ich weiß gar nicht wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe, ob überhaupt schon mal.

 

Miriam: Jetzt übertreib nich‘.

 

Sebastian: Tu ich nich‘. Miriam? Es fühlt sich alles sehr, sehr richtig an.

 

[Gabrieles Büro]

 

Ingrid: Ich hatte keine Ahnung dass sie hier sind. Ich wollt `n Computer ausschalten.

 

Gabriele: Haben sie gedacht die Rektorin hat ihn angelassen?

 

Ingrid: Hätt ja passieren können im Vorweihnachtstrubel. [sie entdeckt eine verdächtig aussehende Thermokanne auf Gabrieles Schreibtisch]

 

Gabriele: Ja vor allem hab ich im Vorweihnachtstrubel nicht mehr geschafft was ich schaffen wollte und muss jetzt nachsitzen. Trinken sie einen Kaffee mit mir?

 

Ingrid: Kaffee?

 

Gabriele: Kaffee, was sonst. [Gabriele schenkt Ingrid ein] Bitte. [dann füllt sie ihre Tasse]

 

Ingrid: [nimmt zögerlich einen Schluck und stellt erleichtert fest] Kaffee.

 

Gabriele: Was sonst?

 

[In Sebastians Wohnung]

 

Sebastian: Musst du wirklich schon los?

 

Miriam: Hast meine Tasche gesehen?

 

Sebastian: [kramt die Tasche hervor] Sie ist uns wahrscheinlich in die Quere gekommen. Darf ich dich nachher anrufen? Wir können spazieren gehen oder ich lad dich zum Essen ein.

 

Miriam: Nein….Sebastian, das geht nich‘. Mit und beiden...

 

Sebastian: …ist etwas ganz besonderes.

 

Miriam: Es ändert aber nichts. Ich bin verheiratet und ich liebe meine Familie mehr als alles andere.

 

Sebastian: Bitte sag das nich‘. Als ich?

 

Miriam: Ja. Es tut mir leid…aber ich hab schon zu viele Fehler gemacht. Ich muss los.

 

[Sekretariat]

 

Ingrid: Wollen wir nicht mal tauschen? Eigentlich hätt ich sie da gar nicht hochlassen dürfen.

 

Gabriele: Weil ich die Direktorin bin? Jetzt seien sie nich‘ albern.

 

Ingrid: Andre Menschen werden ja zum Jahresende melancholisch, ich mag es das alte Jahr zu verabschieden und das neue zu begrüßen.

 

Gabriele: Kommt man ganz schön ins Schwitzen, erst der Kaffee dann das hier.

 

Ingrid: Wir sind auch so gut wie fertig.

 

Gabriele: Ich hab vorhin gehört dass die S.T. AG probt. Das wär doch was, so ein kleines Konzert zum Jahresausklang? Hm?

 

Ingrid: Warum nicht?

 

Gabriele: Na los!

 

[Auf Kölns Straßen]

 

Caro: Was ist denn los? Du wirkst irgendwie so müde.

 

Ben: Bin ich auch, ich hab gestern Nacht nicht so gut geschlafen.

 

Caro: Daran bin ich ja nich‘ ganz unschuldig. Dann würd ich mal sagen…wir gehen zu mir und ich mach dich wieder munter.

 

Ben: Ich leg mich lieber noch mal hin vor der Party. Aber du kannst mich danach abholen und aufwecken.

 

Caro: Bei dir zu Hause?

 

Ben: Also ich hatte nich‘ vor hier mich auf die Straße zu legen, ist das `n Problem?

 

Caro: Nee wieso? Komm ich nachher vorbei.

 

Ben: Super, ich freu mich.

 

Caro: Ja dann…bis später.

 

[Aula]

[Die STAG probt „Blame it on the Boogie“, Luzi kommt dazu]

 

Luzi: Wow…Sorry dass ich zu spät bin.

 

Sophie: Ja, wir sind ja auch nur hier weil wir uns sonst tierisch langweilen würden.

 

Bea: Leute, kein Streit am letzten Tag des Jahres. Luzi hat recht, das war schon ganz gut.

 

Emma: Aber?

 

Bea: Kein Aber.

 

Sophie: Wirklich überzeugend klang das jetzt aber nich‘.

 

Luzi: Öh da hat sie jetzt irgendwie recht.

 

Timo: Frau Vogel…das ist die letzte Hürde vor dem Bandfestival. Ich mein wie viel Bands nehmen da teil, 10? 20? Die machen das alles schon wesentlich länger als wir.

 

Luzi: Wo sehen sie denn jetzt noch Probleme?

 

Bea: Beim Song.

 

Hotte: Ich find ihn genial.

 

Bea: Ja ich…ich fürchte nur das die Anderen was Ähnliches machen. Wir sollten nochmal in uns gehen, was finden womit wir uns richtig abheben können.

 

Sophie: Aber das kostet total viel Zeit.

 

Emma: Und „Blame it on the boogie“ haben wir auch noch nich‘ drauf.

 

Timo: Was is‘ wenn wir am Ende alles nur halb können?

 

Bea: Ok, dann bleiben wir auf der sicheren Seite und perfektionieren „Blame it on the boogie“. Geht ihr nochmal auf Anfang? [Die STAG reagiert nicht] Was is‘?

 

Luzi: Was wären denn die Alternativen?

 

Bea: Ja zum Beispiel „Chasing Cars“ oder „Mit Dir“ von Freundeskreis. Das bedeutet `n Haufen Arbeit, kostet Zeit, Kraft, is `n Risiko aber…naja die Entscheidung liegt bei euch.

 

Luzi: Ok.

 

Bea: Okay.

 

[Chulos]

 

Sebastian: Sag mal ist das logisch was du da machst, die vollen Kisten rein wenn die leeren noch hier stehen? Interessiert mich übrigens nicht wenn du das anders siehst. [Sebastian lässt seinen Frust und Ärger an dem Bestellblock aus]

 

[Saal1]

[Miriam lehnt am Tresen und hängt den Gedanken nach]

 

Kollegin: Der ist für dich. [und legt Sebastians Brief auf den Tresen]

 

[Chulos]

[Beim Aufräumen entdeckt Sebastian Miriams Brief auf der Theke und erinnert sich an letzte Nacht. In seiner Wut zerreißt er den Brief ungelesen und wirft ihn in den Müll]

 

[Saal1]

[Als Miriam Sebastians Brief öffnen will klingelt ihr Handy, sie greift danach und hebt ab.]

 

Miriam: Ja?

 

Piet: Hey Miriam ich bin’s, Piet. Wo steckst du?

 

Miriam: Ich, ich bin unterwegs. Ich wollt noch `n paar Erledigungen machen.

 

Piet: Einkaufen ich weiß, aber ich hab ne Überraschung für dich.

 

Miriam: Ne Überraschung? Wozu denn das?

 

Piet: Das wirst du schon sehen mein Engel. Also wann kommst du?

 

Miriam: Bald, ich

 

Piet: Stunde?

 

Miriam: Ja bis gleich.

 

Piet: Ich freu mich, bis gleich.[Miriam legt auf]

 

[Chulos]

[Sebastian stürzt einen großen Schluck Wodka runter als er jemand kommen hört]

 

Sebastian: Wir haben zu-u.

 

Michael: Hey, gilt das auch für große Brüder die sich verabschieden weil sie nach Berlin fahren wollen? [Sebastian schenkt sich nach] Was machst `n da?

 

Sebastian: Ich trinke Wodka das siehst du doch.

 

Michael: Ja das seh ich schon aber ich frag mich warum du das tust weil das machst du normalerweise nicht um diese Uhrzeit und während der Arbeit.

 

Sebastian: Ja scheiß Plan ich weiß [Piet hat das Chulos betreten] Wir haben noch geschlossen!

 

Piet: Ich wollte auch nicht lange bleiben, ich wollt nur zwei Silvesterkarten für mich und Miriam.

 

Sebastian: Es gibt keine Karten mehr.

 

Piet: Aber Lara hat grad eine gekauft und meinte dass da noch `n paar seien.

 

Sebastian: Jaa, dann muss sie sie eben zurückgeben. [kommt hinterm Tresen vor und reißt ein Plakat von der Wand] Es gibt keine Karten. [reißt ein weiteres Plakat von der Wand] Keine Party, keine Karten! Kapiert?

 

Piet: Ja, kapiert. Klar ähm…Vollidiot.

 

Sebastian: Wie war das?

 

Michael: Hey, hey, hey, hey, hey! Du bleibst hier. Du sagst mir, was jetzt mit dir los ist. Und sag nicht, dass es mit Miriam zu tun hat.

 

Sebastian: Das bringt doch alles nichts. Verdammte Scheiße nochmal. Das… Scheiß drauf! [Sebastian zerschlägt ein Glas auf dem Tresen]

 

[Aula]

[STAG singt „Mit dir“. Ingrid und Gabriele klatschen Applaus]

 

Gabriele: Wir wollten nicht stören. Aber wo ich schon mal da bin, möchte ich auch ein paar offizielle Worte loswerden. Ich freue mich wirklich, dass es an dieser Schule wieder eine Musik-AG gibt. Und nicht nur irgendeine. Sondern eine Gruppe, die so eine Ausstrahlung hat. Die so ein Können beweist. Die…die die Pestalozzi-Schule so enthusiastisch vertritt. Ach ja, was sollen die vielen Worte? Ich…ich danke Ihnen allen von Herzen. Danke Bea. Sie haben mir wirklich das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht. Die Tradition dieser Schule geht weiter. Aber jetzt…weitermachen! Frau Jäger, wir gehen. Die jungen Leute haben zu arbeiten.

 

Bea: Was ist? Luzi? Timo? Noch Lust auf’n Duett?

 

Luzi: Emma und Hotte sind doch super dafür.

 

Bea: Ja, aber ich möchte mal hören wie ihr beide im Lovesong harmoniert.

 

[Chulos]

 

Michael: Die Wunde ist zu tief. Ich bring dich ins Krankenhaus. Das muss genäht werden.

 

Sebastian: Ach Quatsch! Blutet doch kaum.

 

Michael: Ich hab gesagt, wir fahren ins Krankenhaus! Tschuldigung, das tut weh. Ich hab dich noch nie so erlebt. Diese ganze Geschichte mit Miriam, die…die tut dir nicht gut. Ich hab keine Lust mehr mir Sorgen zu machen, okay? Das muss aufhören. Sonst frisst es dich auf.

 

Sebastian: Ich weiß. Aber es ist vorbei, geklärt. Ich muss mich nur noch dran gewöhnen.

 

Michael: Du bist lustig. Konzentrier dich auf…auf deinen Job, auf den Laden. Alles andere wird von ganz alleine kommen. Und zwar, diese Party, die wirst du organisieren. Ist das klar? Du musst ’nen klaren Kopf bewahren. Das ist wichtig. So…ich fahr dich jetzt ins Krankenhaus. Geht’s?

 

Sebastian: Musst du nicht los, nach Berlin?

 

[Schulflur vor Sekretariat]

 

Gabriele: Feiern Sie schön. Ich freue mich, wenn wir uns nächstes Jahr wiedersehen.

 

Ingrid: Ich freue mich auch und auch, dass Sie das Alte so gut hinter sich gebracht haben. Mit allem.

 

Gabriele: Durch Ihre Hilfe. Und die Hilfe meiner Therapie-Gruppe. Mit der genauso.

 

Ingrid: Gut, dass Sie da noch hingehen.

 

Gabriele: Nun los, sonst stehen wir morgen früh noch hier und haben Silvester verpasst.

 

Ingrid: Kommen Sie gut rein. Tschüss.

[Ingrid geht und Gabriele holt dooferweise eine Flasche mit Alkohol aus ihrer Handtasche und trinkt verlangend] 

 

[Bei den Vogels]

 

Lara: Vorsätze fürs neue Jahr sind total blöd. Viel cooler ist es, wenn man sich was wünscht. Wie zum Beispiel gute Noten oder die beste Volleyballerin der Schule zu sein. Oder dass man sich verliebt. So richtig. Ich würde mich gerne verlieben oder hast du etwas dagegen?

 

Piet [kommt gutgelaunt zur Tür herein]: Hallo liebste Kleinfamilie. So, entschuldige bitte. Ich wollte dich überraschen und du kommst nach Hause und ich bin gar nicht da.

 

Miriam: Das ist doch gar nicht schlimm.

 

Lara: Also Papa und mir ist aufgefallen, dass du so `n bisschen still geworden bist und so.

 

Miriam: Was? Nein!

 

Piet: Doch. Und wo die Sache mit dem Trip ans Meer nicht geklappt hat und du ein bisschen mehr unternehmen möchtest und heute Silvester ist gibt es eine Überraschung. Und zwar Karten. Für's Saal 1.

 

Lara: Saal 1, aber ich dachte fürs Chulos?

 

Piet: Fällt leider aus.

 

Lara: Aber ich habe doch eine Karte.

 

Piet: Kannst du ja zurückgeben.

 

Lara: Aber das...

 

Piet: Ich war doch da. Sebastian ist voll ausgeflippt, er hat das Plakat von der Party zerrissen. Also wenn ihr mich fragt, der hat ein Problem. Schatz, ist das jetzt schlimm mit Saal 1?

 

Miriam: Nein, überhaupt nicht! Ich dachte nur wir drei feiern heute Abend hier? Und Bea, wenn sie will. Ich mein, das ist das erste Silvester seit Jahren, dass sie wieder hier ist.

 

Lara: Na ja, wenn die Party sowieso ausfällt.

 

Piet: Ich find's super. Gute Idee wir feiern zu Hause und ich zieh los und kauf ein paar Sachen für die Party. Abgemacht? Abgemacht! Okay, bis gleich. Tschau.

 

Miriam: Bis gleich.

 

Lara: Bleigießen, wie cool!

 

 

 

[Villa Bergmann]

 

Ben [nascht schon mal vom Silvester Buffet]: Danke! [Caro kommt rein und er küsst ihr galant die Hand] Bonjour Madame!

 

Caro: Ciao! Ausgeschlafen? Dann können wir ja gleich los.

 

Ben: Hast du es eilig?

 

Caro: Ich wollte nur deinen Vater bei den Party Vorbereitungen nicht stören.

 

Ben: Der macht eh gerade irgendwelche Besorgungen. Wir haben also Sturmfrei. Außerdem habe ich eine Überraschung für dich.

 

Caro: Du für mich?

 

Ben: Habe ich dir doch versprochen. Nachträglich zu Weihnachten oder so ähnlich.

[sie packt ein rotes Abendkleid aus] 

 

Caro: Wow, Ben! Hast du das alleine ausgesucht?

 

Ben: Natürlich nich‘. Meine andere Freundin war dabei und die hat’s anprobiert. War ein Scherz. [Caro küsst Ben]

 

Caro: Dann probier ich’s gleich an, ok?

 

Ben: Jetzt? Hier?

 

Caro: In deinem Zimmer, in 5 Minuten.

 

[Aula]

[Timo und Luzi proben zusammen „Chasing Cars“ dass nur so die Funken fliegen und sprühen, sehr zur Freude von Hotte, Emma und Bea und zum Leidwesen von Sophie, die ihre Eifersucht und Ärger kaum verbergen kann. Auch Timo und Luzi merken den Unterschied.]

 

[Sekretariat]

 

Ingrid: Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. [und findet ihren vergessenen Schlüssel in einer Ablage. Ingrid hört aus Gabrieles Büro den „Wiener Walzer“ gesummt, als sie die Tür öffnet sieht sie Gabriele, betrunken tanzend mit dem Kleiderständer.] Sie trinken…sie haben mich angelogen.

 

[Villa Bergmann, Bens Zimmer]

[Caro hat sich in das rote Etwas geworfen und betrachtet sich im Spiegel. Sie lässt sich aufs Bett fallen und kramt Bens Handy hervor und macht ein Foto. Als sie ihr Foto bewundert findet sie beim weiterscrollen das gemeinsame Bild von Ben und Bea. Da ist die gute Stimmung dahin als Ben ins Zimmer kommt]

 

Ben: 5 Minuten sind um.

 

Caro: Was ist das? [und hält Ben das Handydisplay mit dem Foto entgegen.]

 

Ben: Das geht dich gar nichts an [und entreißt ihr das Handy]

Caro: Ich will jetzt wissen was das soll.

 

Ben: Du weißt das von Bea und mir, also was soll das Theater?

 

Caro: Wo bin ich? Da ist kein einziges Foto auf dem ich drauf bin.

 

Ben: Weil’s sich dafür noch nicht die Gelegenheit ergeben hat.

 

Caro: Ach ja, eine einzige Nacht mit ihr und da hat sich die Gelegenheit ergeben. Und die ganzen Nächte mit mir waren nicht wichtig genug für `n Foto, oder?

 

Ben: Caro das ist ein FOTO.

 

Caro: Wenn das nichts zu bedeuten hat, dann lösch es. Lösch es!